Wenn Fotos Barrieren haben und ALT Texte nicht ausreichen
Was können wir tun, um barrierefreie Fotos und visuelle Inklusion neu zu denken?
Meine ersten Versuche in einem neuen Feld.

Mir ist selbst noch nicht ganz klar, wie sich diese Entwicklung auswirken wird. Fotos visuell inklusiv zu gestalten, ist kein neues Thema. Alt-Texte und Langbeschreibungen sind seit Jahren Bestandteil barrierefreier Webstandards. Auch Kontrastprüfungen und Bildgrößenanpassungen gehören für viele bereits zur Routine.
Aber wenn heute über barrierefreie Bilder gesprochen wird, geht es um mehr:
Kontrastgestaltung, Bildinhalte, Verständlichkeit. Und um die Frage: Für wen genau sind Bilder gemacht – und wie kann man das sichtbar(er) machen?
Viele Lösungsansätze spielen sich im Bereich der Webseitenprogrammierung und -gestaltung ab. Mich interessiert, was ich als Fotograf tun kann.
Was genau ist das Problem?
Viele Bilder – auch in professionellen Kontexten – sind nicht verständlich für alle. Zu komplex, zu kontrastarm, zu symbolisch, zu kontextabhängig. Was auf dem Handybildschirm funktioniert, kann mit Screenreader oder Sehbehinderung zum Hindernis werden. Auch einfache Dinge wie: „Was ist im Vordergrund? Was ist relevant?“ – sind nicht immer klar erkennbar.
Kontraste – sichtbar machen, was sonst verschwindet
Gute Kontraste helfen nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen, sondern auch bei schwierigen Umgebungen (helle Räume, kleine Displays, Müdigkeit). Barrierefreie Bilder setzen daher oft auf klare Hell-Dunkel-Verhältnisse, gut trennbare Bildebenen und reduzierte Farbkomplexität.
Beispiele:
- Porträtaufnahmen mit neutralem Hintergrund statt bunter Umgebung
- grafische Linienführung zur Bildführung
- gezielte Lichtsetzung, die Bildtiefe und Orientierung unterstützt
- Verständliche Inhalte – visuelle Einfachheit als Stilmittel?
Barrierefreie Bilder funktionieren für mich manchmal wie einfache Sprache: weniger Nebensätze, mehr Klartext. Übertragen aufs Visuelle bedeutet das:
- weniger visuelle Reize, klarer Bildfokus
- weniger Ablenkung im Hintergrund
- kontextarme Darstellung (kein Vorwissen nötig)
In manchen Fällen kann es sinnvoll sein, eine zweite Version eines Bildes bereitzustellen: z. B. grafisch vereinfacht, mit erklärender Beschriftung oder sogar als vereinfachte Illustration.
Aber nicht für alles – und nicht für alle
Ich bin gespannt, wo diese Entwicklung hinführt. Natürlich braucht nicht jedes künstlerisch komplexe Bild eine vereinfachte Fassung. Es gibt Motive, die erst durch ihre Ambivalenz oder Tiefe wirken – und es gibt Themen, die sich nicht in ein Symbolbild pressen lassen.
Ich habe selbst zu komplizierten Themen gearbeitet: Terrorismus, Extremismus, Armut, Diskriminierung, psychische Erkrankungen. Manche davon würde ich nicht in ein Icon verwandeln wollen. Aber im behördlichen Kontext, bei Formularbildern, Veranstaltungsinfos oder sozialen Projekten kann ein barrierefreies Bild der bessere erste Schritt sein.
Und Ihre Praxis?
Wird bei Ihnen schon mit barrierefreien Bildern gearbeitet? Gibt es interne Standards oder erste Versuche? Kennen Sie gute Umsetzungen? Oder gibt es Widerstände – etwa aus gestalterischer Sicht? Mich interessieren Ihre Erfahrungen, Ideen, Beispiele. Ich frage aus der Perspektive des Fotografen – was erwarten Sie von fotografischer Seite aus? Wie sieht ein inklusives Foto aus – und für wen?
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